Zu Unterhaltungen und Vergnügen bieten wir unseren Zöglingen viel Gelegenheit in den Freistunden, wo sie nach Herzenslust spielen und sich tummeln können. Jede Familie besitzt einen Garten, in dem jeder Zögling sein Beet hat, welches er bebauen und dessen Ertrag für sich verwerten kann. Bei gutem Wetter unternehmen wir weite Wanderungen in großen und kleineren Gruppen, nach Meißen oder Pillnitz oder sonst ins Land. Kriegsspiele und Freilandspiele werden ausgeführt. Für den Winter haben wir unsere "fröhlichen Abende", wo sich sämtliche Anstaltsinsassen bei Schokolade, Spiel und Gesang zusammenfinden. Wir haben ferner noch Märchenabende und Erzählstunden, zu denen noch hin und wieder Lichtbildervorträge kommen und Ähnliches mehr.
Besonderer Wert wird auch darauf gelegt, daß die Kinder in die Bestrebungen des Blauen Kreuzes eingeweiht werden. Die große Zahl der Familien (10 für Kinder) gibt uns Gelegenheit, die Kinder je nach ihrer Eigenart zu individualisieren und ihnen gerade den für sie geeigneten Pfleger zur Verfügung zu stellen. Dieses Prinzip wird auch auf dem Röderhof durchgeführt und wird auch weiterhin zur Geltung kommen auf den neu erworbenen und soeben ins Leben tretenden zwei weiteren Anstalten für Konfirmierte im "Eichhof" und "Steinbacher Hof".
Im Röderhofe werden die 14-19jährigen Burschen in vollständiger Freiheit erzogen. Die Tore dieser landwirtschaftlichen Station stehen ununterbrochen offen. Alle Zöglinge, welche sich den Anordnungen fügen, haben freien Ein- und Ausgang. Ebenso wird der "Eichhof" eine Station mit offenen Toren für die Handwerker sein, dahingegen wird der "Steinbacher Hof" zwei Abteilungen haben, die eine für gewohnheitsmäßige Ausreißer und die andere für geistig Schwache, denen zu ihrem eigenen Nutzen in vorbeugender und bewahrender Fürsorge der freie Aus- und Eingang in gewisser Beziehung beschränkt werden wird, bis sie sich daran gewöhnt haben, von der Freiheit den rechten Gebrauch zu machen, und nach dem Röderhof versetzt werden können. Die Familienwohnungen sind kleine, freundliche und schon geschmückte Zimmer, die mit bunten Möbeln im Biedermeierstil und bunten, klassischen Bildern, die uns von der bekannten Firma Seemann, Leipzig, reichlich und schön gerahmt zur Verfügung gestellt wurden, ausgestattet worden sind. Mit ihren Kachelofen, den Schwarzwälderuhren und den freundliche Einrichtungen bieten die Familienzimmer für 6 - 8, nur in einzelnen Fällen 10 -12 lnsassen trauliche Heimstätten. Für je 6 - 10 Zöglinge ist ein eigener Erzieher da. Die Leitung und der haus- und landwirtschaftliche Betrieb untersteht einem Hausvater. Vorsteher ist ein Theologe. Für die Burschen ist auf dem rund 260 Scheffel eigenen Land dieser Gutshöfe reichlich Gelegenheit zu fester Arbeit geboten, die von den meisten frisch und gern getrieben wird.
Der Viehstand von weiteren 5 Pferden, 30 Rindern, ca. 60 -100 Schweinen wird von ihnen versorgt. In den Werkstätten unter eigenen Meistern finden die hierfür Geeigneten fach- und sachgemäße Ausbildung. Wir stehen in vertraglicher Verbindung mit den Kreishauptmannschaften Dresden und Leipzig, haben jedoch auch aus den drei übrigen Kreishauptmannschaften des Königreiches Zöglinge in unsern Häusern.